Selenskyj kritisiert Amnesty…


Selenskyj criticized Amnesty…

(English below)

Deutsch

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

In einem Bericht hat Amnesty International der Ukraine vorgeworfen, Zivilisten in Wohngebieten durch die Stationierung militärischer Einheiten zu gefährden. Exakt das weist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deutlich und scharf zurück. Nur – klar sollte sein, dass Amnesty nicht irgendeine Spekulation veröffentlicht, sondern präzise recherchiert und dann an die Öffentlichkeit geht. Also, warum eine solch scharfe Reaktion? Dass der russische Überfall auf die Ukraine und das ausufernd barbarische Verhalten der russischen Soldaten terroristischen Charakter hat, ist unzweifelhaft. In einem Krieg ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Verhaltens sehr groß – und zwar auf beiden Seiten. Auch die Ukraine ist da keine Ausnahme. Da nützt kein Euphemismus oder Ausschließen eigener Untaten. Truppen in Wohngebieten geht gar nicht. Auch die Hemmschwelle wird zum eigenen Vorteil überschritten und gefährdet und fordert zivile Opfer. Ein Kriegsverbrechen- obwohl Krieg ansich schon ein Verbrechen ist. Es stellt sich die Frage, was da unter den Tisch gekehrt werden soll? Die krasse Reaktion wird eine Art Unsicherheit in die Richtung sein, dass kritische Stimmen die Unterstützung und die Solidarität gegenüber der Ukraine stören könnten. Als Mitglied von Amnesty International weiß ich, welch präzise Recherchearbeit hinter Veröffentlichungen stehen, die weittragenden Einfluss haben können und haben .

Solidarität darf und muss auch kritisch sein, sonst kann sie schnell zur ‚Zwangshörigkeit‘ werden. Ich greife ihn hier nicht den Präsidenten an, sondern kritisiere seine Argumentationsart, mit der er sich und seiner massiv unterstützten Ukraine keinen Gefallen tut.

Selenskyi: „Wenn jemand einen Bericht anfertigt, in dem Opfer und Angreifer gewissermaßen auf eine Stufe gestellt werden, wenn gewisse Dinge über das Opfer analysiert und die Taten des Angreifers ignoriert werden, dann kann das nicht toleriert werden.“ Das Verhalten Russlands und der Ukraine wird nicht auf eine Stufe gestellt, also nicht Angreifer und Verteidiger, sondern Geschehnisse, die sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite mehr oder weniger geschehen. Die Äußerung : „gewisse Dinge über das Opfer analysiert..:“ kann schon in Richtung Eingeständnis von Geschehnissen gehen, die gar nicht zu rechtfertigen sind. Auch eine Verteidigungspositiion rechtfertigt nicht Mittel, die die Zivilbevölkerung gezielt gefährdet. Die Taten des Angreifers Russland werden nicht ignoriert!

Der Präsident hätte sein Statement dahingehend deutlicher überdenken sollen, denn Sympathien können schnell ins Gegenteil oder zur Neutralität führen.

English

In a report, Amnesty International has accused Ukraine of endangering civilians in residential areas by stationing military units. This is exactly what Ukrainian President Volodymyr Selenskyj clearly and sharply rejects. Only – it should be clear that Amnesty does not publish some speculation, but precisely researches and then goes public. So, why such a sharp reaction? That the Russian invasion of Ukraine and the rampantly barbaric behavior of Russian soldiers is terrorist in character is unquestionable. In a war, the likelihood of such behavior is very high – on both sides. Ukraine is no exception. No euphemism or exclusion of one’s own misdeeds will help. Troops in residential areas are out of the question. Also the inhibition threshold is exceeded to the own advantage and endangers and demands civilian victims. A war crime – although war is already a crime in itself. The question arises, what should be swept under the table? The blatant reaction will be some kind of insecurity in the direction that critical voices could disrupt support and solidarity towards Ukraine. As a member of Amnesty International, I know the precise research behind publications that can and do have far-reaching influence .

Solidarity can and must also be critical, otherwise it can quickly turn into ‚forced loyalty‘. I am not attacking him here, but criticizing his way of arguing, with which he does himself and his massively supported Ukraine no favors.

Selenskyi: „If someone makes a report in which the victim and the attacker are put on the same level, so to speak, if certain things about the victim are analyzed and the actions of the attacker are ignored, then this cannot be tolerated.“ The behavior of Russia and Ukraine is not put on the same level, that is, not attacker and defender, but events that happen both on one side and on the other more or less. The statement : „certain things about the victim analyzed…:“ can already go in the direction of admission of events that are not justifiable at all. Even a defensive position does not justify means that specifically endanger the civilian population. The acts of the aggressor Russia are not ignored!

The President should have reconsidered his statement more clearly in this regard, because sympathies can quickly lead to the opposite or to neutrality.