‚Blenderich‘


Blenderich

Es war einmal ein reiches Land

das Zentrum in Europa

das jeder fast noch lustig fand

vom Kleinkind bis zum Opa

Und alle aalten, suhlten sich

in dem, was sie so hatten

befeuert von dem Blenderich

der sitzt auf ihren Steuermatten

Er ist gewählt von Volkes Gnaden

und redet ihnen nach dem Mund

nur Andre machen üblen Schaden

bei ihm bleibt alles stets gesund

Das haben wir immer so gemacht

Da kann ja jeder kommen

So haben wir’s noch nie gemacht

Die Drei als Beispiel mal genommen

Der vierte Punkt, das ist doch klar

was soll denn das schon sein

Politiker in holder Schar

sie reden alles kurz und klein

Die Worte fallen ja so leicht

durch weiß gebleichte Zähne

das Harte klingt dann wohlig seicht

erzeugt des Volkes Rumgegähne

im Wahlkampf sieht’s dann anders aus

denn das ist ihr Alarm

dann holt man flink die Keule raus

es soll ja bleiben wohlig warm

Dann sitzen sie vor Kameras

da wird gelogen in die Runde

in Talkshows ist dann der ein Ass

der locker hat den Spruch im Munde

Gesellschaftlich ein Trauerspiel

gelöst mit Kompromissen

so kommt man schließlich auch zum Ziel

und hat sich dabei nicht verschlissen

Politisch ist das schon korrekt

erzähl das mal den Armen

ob das den Billigjobber neckt

der winters sitzt nicht grad im Warmen

Verhandelt und entschieden hat

die Lebensqualität der Bürger

wohl der mit Politikmandat

der Wähler ist nachher dann klüger !

In diesem schönen, reichen Land

sind Randgruppen ein Übel

stehn oftmals schuldlos an der Wand

dann kommt der Absturz ohne Flügel

Nicht jeder ist so stark und reich

dass er den Wohlstand kann genießen

steht Schlange an der Tafel bleich

lässt manche Träne in sich fließen

Und parallel im Bundestag

da grinst der Blenderich und gröhlt

vom Lied der Deutschen wie er’s mag

hat längst den Inhalt ausgehöhlt.

Flüchtlinge


Wie fühlen sich Menschen, die in ihrem Ursprungsland alles aufgeben, um weiterleben zu können ? Die in eine völlig andere Umgebung, in ein ebenso unbekanntes Land mit einer für sie unverständlichen Sprache fliehen ? Die sich und ihre Familien und nahestehenden Menschen in Sicherheit bringen wollen ? Die raus wollen aus dem Irrsinn von Gewalt, Menschenverachtung .. raus aus dem Kriegsgebiet, das ihre Heimat war. Ihre Heimat … terrorisiert von Monstern, die vor nichts Halt machen. Nicht vor Menschenleben oder vor dem, was sie besitzen. Ich nehme als Beispiel Syrien und Irak. Volksgruppen wie die Yesiden wurden und werden gnadenlos verfolgt, regelrecht versklavt; die Frauen vergewaltigt, verkauft und damit maximal gedemütigt oder in einer Weise getötet, die jegliche Vorstellung sprengt. Allein die Erkenntnis, dass Menschen die Strapazen und traumarisiert sogar den Verlust des eigenen Lebens riskieren und dafür auch noch bezahlen, lässt erahnen, was da abgeht. Aber auch nur erahnen …

‚Diese‘ Menschen haben es dann geschafft, auf einem kaum oder nicht mehr seetüchtigen Schiff über das Mittelmeer zu gelangen oder auf dem Mittelmeer in schier hoffnungsloser Lage gerettet zu werden oder auf welche Weise auch immer … und erleben dann, dass sie vor riesigen Zäunen stehen und erkennen müssen, dass sie nicht willkommen sind, ja sogar mit Gewalt zurückgedrängt werden. Trotzdem wird das Risiko immer wieder eingegangen, in der verzweifelten Hoffnung, dass es ja doch klappen könnte, ein Land zu erreichen, in dem die Menschenrechte der Bedeutung des Wortes relativ nahe kommen – zum Beispiel Deutschland.

In dem Fall, dass sie dieses Land Deutschland erreichen und nun alles zum Besten wird, erleben sie die Zwiespältigkeit dieses Landes. Auf der einen Seite eine positive Willkommenskultur, die sich in Hilfe darstellt und … auf der anderen Seite das krasse Gegenteil. Niederfrequente Hohlköpfigkeit, die sich nicht nur in (Hass-)Parolen manifestiert, sondern in dem, was Flüchtlinge kennen und nicht dachten, hier wiederzutreffen : Ablehnung und dumpfe Gewalt in den hässlichsten Facetten. Sie sind in einem der reichsten Länder dieses Planeten und sehen, dass auch in einer solchen Gesellschaft die primitivsten Abgründe der Seele eine Nische gefunden haben und auf ihre Chance warten. Was dann in einer traumatisierten Seele vor sich geht, muss das blanke Grauen sein …

Hier darf ich die Talkshows nicht vergessen, in denen die Besserwisser und alles ‚Gutreder/innen‘ (norddeutsch : ‚Glattsnacker‘) sitzen und krähen, dass ja nur die jeweils andere Partei schuld ist .. natürlich an Allem. Selber hätte man natürlich alles anders und auf jeden Fall intelligenter und damit besser gemacht. Das noch zu kommentieren erzeugt die Gefahr, einer solchen Denkweise auch noch den roten Teppich auszurollen, in der Inhalte und Argumentationen in einer empathiearmen Zone landen. Was heißt das ? Ein Esel ist ein hübsches Tier, doch wenn er auf’s Glatteis gerät, dann macht auch er eine komische Figur. (Das Beispiel hinkt .. wie jedes). Hier rede ich nicht gegen öffentliche Diskussionen, die ein Kern der grundgesetzlich verankerten, freien Meinungsäußerung darstellen, sondern von dem Problem, wie sie geführt werden und wer auf wen losgelassen wird. Eine Diskussion über die hier behandelte Problematik ‚Flüchtlinge‘ sollte ein konstruktiver Vergleich zwischen unterschiedlichen Ansichten mit dem Versuch eines ebensolchen Ergebnisses im Sinne eines ‚kleinsten, gemeinsamen Vielfachen‘ (Minimalkonsens) sein und keine Redeschlacht, in der der rhetorisch besser Geschulte und Lauteste auch noch das letzte Wort hat.

Fazit : Allgemeiner Konsens in diesem Lande sollte sein, dass Menschen, die nicht nur Deutschland, sondern europäisches Land betreten, menschenwürdig behandelt werden. Die einzelnen Länder haben dafür Sorge zu tragen, dass das uneingeschränkt der Fall ist ! Das war und ist die unmissverständliche Aufgabe der Politik. Offensichtlich geht das wohl nicht ohne ein konkretes ‚Einwanderungsgesetz‘ für die europäischen Länder, um das sich keines der Länder herummogeln kann. Das wäre schon einmal eine klare Linie – eine Direktive, ohne Geschwafel und den Vorrang von Länderegoismen. Das zu konkretisieren und festzuzurren hätte Leuchtturmcharakter. Bänke, auf die etwas geschoben werden soll oder kann, müssen nicht zwingend lang sein, wenn es um jeden einzelnen Menschen geht, der Hilfe braucht !

Warum schreibe ich das hier :

Meine Eltern, meine Geschwister und ich waren selber Flüchtlinge, die im westlichen Teil dieses Landes (bei Verwandten) in beispiellos selbstloser Weise aufgenommen und versorgt wurden, bis wir eine eigene (Miets-) Wohnung beziehen konnten. Am eigenen Leibe habe ich damals erfahren, was es heißt, der ‚Flüchtlingsjunge‘ zu sein. Mir ist bewusst, dass der Vergleich zu den aktuellen Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten tatsächlich hinkt, weil wir damals recht abgepolstert in die neue Situation fielen. Meine Herkunftsfamilie hat sich sehr schnell integriert und gehörte nach einiger Zeit einfach dazu. Das war sehr schnell möglich, da keine sprachlichen Barrieren zu überwinden waren.

Die Sprache ist das A und O, um eine Integration erfolgreich werden zu lassen. Zu uns in dieses Land kommende, anderssprachliche Menschen sollten konzentriert in die Landessprache ‚Deutsch‘ eingeführt werden. Die Fördermittel dafür wären bestens angelegt.

Abschließend noch ein Zitat von Marie Curie :

> Durch gemeinsame Kenntnis voneinander verliert das Fremde sein Gesicht <

Warum die Deutschen über Europas Einigung abstimmen sollten


© Süddeutsche Zeitung GmbH, München. Mit freundlicher Genehmigung von http://www.sz-content.de (Süddeutsche Zeitung Content).

Warum die Deutschen über Europas Einigung abstimmen sollten

Der Historiker Heinrich August Winkler kritisiert im SZ-Gespräch die Angst vor den Deutschen in Europa – und erklärt, welch gravierende Folgen deutsche Reparationen an Griechenland hätten.

Interview von Oliver Das Gupta, Berlin

Heinrich August Winkler, Jahrgang 1938, ist einer der bedeutendsten Historiker Deutschlands (hier ein Porträt von Franziska Augstein). Schon als Schüler interessierte er sich für Europa und engagierte sich politisch – zunächst für die CDU. Nachdem die Konservativen den Kanzlerkandidaten Willy Brandt persönlich angegriffen und diffamiert hatten, trat Winkler 1962 in die SPD ein. Im Alter von nur 32 Jahren wurde Winkler als Professor an die FU Berlin berufen, danach lehrte er in Freiburg und zuletzt wieder in Berlin, diesmal an der Humboldt-Universität.

Winkler hielt 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Gedenkrede im Bundestag. In seinem zweibändigen Werk „Der lange Weg nach Westen“ schildert Winkler die deutsche Geschichte von 1806 bis 1990, im September erscheint sein Aufsatzband „Zerreißproben. Deutschland, Europa und der Westen. Interventionen 1990-2015“. (C.H. Beck).

 SZ: Herr Winkler, welche Rolle wünschen Sie sich für Deutschland in Europa und der Welt?

Heinrich August Winkler: Mein erster Gedanke ist: Keine deutschen Sonderwege, auch nicht in Zukunft. Wir sollten uns immer mit unseren Nachbarn abstimmen, zuallererst mit Frankreich, aber auch mit Polen und den anderen Partnern. Deutsche Interessen, die nicht mit den Interessen der Europäischen Union verträglich sind, sind nicht legitim. Die EU besteht aus postklassischen Nationalstaaten, die Hoheitsrechte an supranationale Einrichtungen abgegeben haben oder gemeinsam ausüben. Ein Rückfall in die Denkkategorien des souveränen Nationalstaats wäre ein dramatischer Rückschritt.

Und Ihr zweiter Gedanke?

Mehr Europa darf es nicht um den Preis von weniger Demokratie geben. Integrationsfortschritte müssen einhergehen mit entsprechender parlamentarischer Mitverantwortung. Und dieser Integrationsprozess muss von der Bevölkerung gewollt werden.

Die EU-Bürger sollen in Referenden abstimmen?

Wenn ein qualitativer Sprung in der Europäischen Einigung anstehen sollte, ein Schritt hin zu einer weiteren bedeutsamen Verlagerung von Kompetenzen auf die EU oder die Währungsunion, dann sollten die Bürger darüber abstimmen. Das erfordert in Deutschland eine europapolitische Revision des Grundgesetzes. Letztlich läuft das auf ein Verfassungsreferendum nach Artikel 146 des Grundgesetzes hinaus.

 

Was ist für Sie das Ziel des europäischen Einigungsprozesses?

Ich wünsche mir ein Europa, das in den großen Fragen mit einer Stimme spricht. In der bislang noch nicht vergemeinschafteten Außen- und Sicherheitspolitik wird man die Regel der Einstimmigkeit modifizieren müssen. Bevor wir aber die „Finalität“ der EU sprechen, muss erst einmal ein Grundkonsens der 28 Mitgliedsstaaten in Sachen Demokratie und Rechtsstaat geschaffen werden.

 

In welchen Ländern sehen Sie Probleme?

Ich denke da an Ungarn mit dem nationalkonservativen Regierungschef Viktor Orbán. Er spricht vom Ideal einer antiliberalen Demokratie und nennt Erdoğans Türkei und Putins Russland als Vorbilder. In Rumänien ist ein Mann Ministerpräsident, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Geldwäsche, Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung ermittelt.

Victor Ponta. Seine parlamentarische Immunität schützt ihn bislang vor der Justiz.

Beide Fälle sind für sich genommen ein Skandal. Ich habe aus der jetzigen EU-Kommission keinen Protest vernommen. Die europäischen Schwesterparteien schauen leider ebenso weg: Die EVP drückt bei Orbán gerne ein Auge zu. Ähnlich verhalten sich Sozialdemokraten und Sozialisten, wenn ihr angeblicher Parteifreund Ponta wieder etwas tut, was im krassen Gegensatz zu den Grundprinzipien der EU steht. Das ist falsch verstandene Solidarität.

Kann sich Europa nur als Ganzes weiterentwickeln? Oder sollten einige Länder vorangehen?

Das kommt darauf an: Wenn einige Länder damit beginnen, verstärkt eine gemeinsame Außenpolitik zu betreiben, halte ich das für richtig. Wir leben seit längerer Zeit ohnehin schon in einem Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten: Einige Mitglieder sind Teil der Währungsunion, andere nicht. Die Herausbildung eines Kerneuropa darf allerdings nicht dazu führen, dass es eine neue Ost-West-Spaltung gibt.

Deutschland ist der bevölkerungsreichste EU-Staat und hat die größte Wirtschaftskraft. Verändert sich im krisenhaften Europa gerade die Rolle der Bundesrepublik?

Deutschland trägt eine hohe Verantwortung für den Zusammenhalt der EU. Aber nicht die deutsche Frage ist wieder offen, sondern die europäische Frage ist immer noch so offen, wie sie in Maastricht geblieben ist.

Dort ist 1991 die Währungsunion beschlossen worden, aber nicht die politische Union.

Und auch die Fiskalunion fehlt bislang. Die Währungsunion kann nicht dauerhaft stabilisiert werden, so lange Haushalts- und Fiskalpolitik nicht harmonisiert sind. An diesem Mangel krankt der Euro. Das ist das eigentliche Problem, über das im Zusammenhang mit Griechenland momentan diskutiert wird. Vor allem aber müssen Frankreich und Deutschland sich auf einen gemeinsamen Weg zur Vollendung der Währungsunion verständigen.

 

Wie könnte dieser Weg aussehen?

Auf jeden Fall muss es ein ausgewogenes Verhältnis geben zwischen fiskalischer Konsolidierung und wirtschaftlichem Wachstum. Ein historischer Kompromiss zwischen Berlin und Paris müsste auf ein Miteinander von Strukturreformen und Wachstumspolitik abzielen.

 

Welche Fehler hat die deutsche Seite gemacht?

Berlin hat den Eindruck erweckt, dass Sparen allein ausreiche, um zu Wohlstand zu gelangen und dass Austerität die Mutter der Prosperität sei. Das ist zu einseitig. Richtig ist aber auch: Ohne Konsolidierung der Finanzen und ohne strikte Beachtung der Schuldentragfähigkeit ist anhaltendes Wachstum nicht möglich. Es ist ein vulgärkeynesianischer Aberglaube, man könne ausgebliebene Strukturreformen mit deficit spending – kreditfinanzierten Invesitionen des Staates – kompensieren. Dabei geht es nicht um spezifisch deutsche Interessen, sondern um die Interessen der Währungsunion. Was die Erklärung einer solchen Politik angeht, gibt es da sicherlich eine deutsche Bringschuld. Die Bundesregierung ist gut beraten, wenn sie ihre Ziele immer wieder geduldig und allgemein verständlich darlegt.

Durch die harte deutsche Position bei den Griechenland-Verhandlungen ist in Europa Angst vor einem teutonischen Hegemon entstanden. Zur Sorge kommt eine regelrechte Wut auf die Deutschen, Nazi-Vergleiche inklusive.

Manche Debattenbeiträge der jüngsten Zeit sind so emotional und voller Ressentiment, dass man nur hoffen kann, dass es sich um ein Übergangsphänomen handelt. Vieles davon ist sicherlich auch gesteuert und manipuliert, denken Sie an die Berlusconi-Presse in Italien. Vieles erklärt sich schlicht aus dem Erfolgsgefälle der Volkswirtschaften.

Ist die Angst vor einer deutschen Übermacht berechtigt?

Nein. Es geht nicht um deutsche Dominanz, sondern um eine grundsätzliche Frage: Kann eine Währungsunion Bestand haben, obwohl ihre Regeln immer wieder verletzt werden? Oder muss es Grundkonsens sein, dass die vereinbarten Regeln gelten und nur einvernehmlich geändert werden können? Ich halte Letzteres für richtig. Insofern vertritt Berlin nur die Logik der Währungsunion gegenüber denen, die im nationalen Interesse Abweichungen von den Regeln zum Prinzip erheben wollen. An solchen Differenzen kann die Einheit der Eurozone zerbrechen.

 

Bei Grundsatzfragen sollte Berlin also nicht nachgeben?

Deutschland darf nicht, das Falsche tun, nur um möglichst populär zu sein. Im Übrigen vertritt die große Mehrheit der Eurostaaten dieselbe Linie wie Deutschland.

Westdeutschland bekam 1953 einen Schuldenschnitt, Griechenland bislang keinen. Ist das gerecht?

Man muss unterscheiden: Die Bundesrepublik bekam damals einen Teil der Vorkriegsschulden aus der Zeit vor 1939 erlassen. Das geschah, weil man davon ausging, dass Westdeutschland keine neuen Schulden machen würde. Ich bin sehr dafür, dass man Griechenland entgegenkommt, wenn Athen die seit Jahrzehnten verschleppten Reformen ernsthaft angeht. Ein klassischer Schuldenschnitt wäre aber bei einem Grexit leichter gewesen. Der Vertrag von Maastricht verbietet einen „bailout“, eine gemeinsame Schuldenhaftung.

 

Im Falle Griechenlands gibt es noch die Frage der Reparationen für die deutsche Besatzung und Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges. Sollte Berlin seine Meinung ändern und zahlen?

Wenn man dieses Kapitel noch einmal anginge, würde man die Büchse der Pandora öffnen. Es gäbe einen Dominoeffekt. Auch andere Länder würden entsprechende Forderungen stellen, und zwar nicht nur an Deutschland. Rom etwa könnte auch von Griechenland und den Nachfolgerepubliken Jugoslawiens zur Kasse gebeten werden, auch von Äthiopien und Libyen, wo die Italiener Kriegsverbrechen begangen haben. Die ehemaligen Kolonien könnten ebenso Forderungen stellen an frühere Kolonialmächte und so weiter. Das wäre das Ende von internationaler Rechtssicherheit und würde die Weltwirtschaft in gewaltige Turbulenzen stürzen, von den politischen Verwerfungen ganz zu schweigen. Deshalb sollten wir die Reparationsfrage nicht neu aufgreifen. Das lehrt auch die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.

 

Gibt es andere Wege, Überlebenden und Nachfahren von Opfern zu helfen?

Ja. Lösungen, die von Reparationen abgekoppelt werden können, müssen konstruktiv geprüft werden. Deutschland muss sich nach wie vor seiner Verantwortung bewusst sein gegenüber Ländern wie Griechenland. Berlin sollte Athen deshalb bei jeder Art von Zukunftsinvestitionen nach besten Kräften helfen.

Griechenland


Nach all dem den Medien entnommenen Hin und Her über das Problem ‚Griechenland‘ poste ich hier   mein Statement dazu :

Die Wurzel des scheinbar endlosen Problems lag in der Tatsache, dass Griechenland mit geschönten Zahlenwerken in die Währungsunion gelangte. Das war damals sicherlich schon erkennbar, ging aber durch die Prüfungsgremien. Da wurde ganz offensichtlich darauf gesetzt, dass das Land -oder besser die jeweilige Regierung- sich durch Reformen und Anpassungen ökonomisch und politisch in die Eurozone eingliedert. (Austerität) Das geschah nicht. Ein aufgeblähter Beamtenapparat, Korruption, kein Kataster, kaum Steuerkontrolle – organisatorische Mängel vorne und hinten. Das Desaster war absehbar und nur eine Frage der Zeit. Nur – nun war das Land in der Währungsunion und steuerte schnurstracks auf die Staatspleite zu. Ergebnis : Der Status als €-Land forderte natürlich die Solidarität der anderen EU-Mitgliedsstaaten. Die sogenannten ‚Rettungspakete‘ kommen da ins Spiel. Erst eins, dann zwei und nun drei an der Zahl. Insgesamt mittlerweile in dreistelliger Milliardenhöhe. Die griechische Regierung setzte auf das ‚gute‘, alte Pokerspiel und zockte hemmungslos, beleidigte andere Staaten, zumindest in erster Linie Deutschland und die dominanten Politiker und die Staatenlenkerin. Als die griechische Regierung realisierte, dass ihr Pokerspiel doch nicht dahin führte, wohin sie wollte, ruderte sie zurück. Wie ein Katz und Maus-Spiel. Nur hier ging es nicht um ein Spiel, sondern um Milliarden an Steuergeldern. Geld also, dass von Steuerzahlern anderer Länder erarbeitet und damit erwirtschaftet wurde. Geld, dass in den jeweiligen Ländern sicherlich verwendet werden könnte für Infrastruktur oder Sozialwesen.

Dass das hier so einfach Zusammengefasste zweifellos in den Details komplexer war und ist, erscheint völlig klar. Nur … da bleibt die Gretchenfrage : Wäre der sogenannte Grexit kalkulierbarer gewesen als ein weiteres Hilfspaket ?

Warum sollte den Griechen geholfen werden ?

Unbestritten spielte und spielt Deutschland eine recht dominante Rolle in der Problematik. Deutschland, dass selber einen Schuldenschnitt bis zum Jahr 1939 nach dem Desaster, dass es über diesen Planeten gebracht hat, zugesprochen bekam, dreht und wendet sich in einer Weise, die schon fast beschämend ist. Diesem Land wurde von den sogenannten Siegermächten wieder auf die Beine geholfen, weil diese davon ausgingen, dass Deutschland keine Schulden mehr machen würde und der sprichwörtliche Fleiß der Deutschen Wachstum erzeugen würde. Und genau das geschah, was das Wachstum betraf. Es ist eines der reichsten Länder dieses Planeten. Auch basierend auf dem Vertrauen und der -man könnte durchaus sagen- Großzügigkeit der Alliierten. Das hat diesem Land einen hervorragenden Neustart ermöglicht. Genau das sollte kein Deutscher vergessen. Und kein Deutscher sollte das nur als Selbstverständlichkeit für sich herausstellen, weil wir ja so musterhaft sind. Das Problem ist immer, dass die Zeit sowas sehr schnell zudeckt und kaum jemand unangenehm Historisches, also Schnee von gestern, in die Gedanken- und Verhaltenswelt von heute ziehen und wahrnehmen möchte. Fakt ist, dass die ehemaligen Kriegsgegner diesem Land die Möglichkeit zusprachen, wieder aufzustehen, den Nachhall der Diktatur der Verbrecher und Massenmörder zu überwinden und einen demokratischen Staat aufzubauen. Es waren also die Mächte, denen millionenfaches Leid aufgedrückt wurde, die dem Täterland die Chance des Neuaufbaus und einen vertrauensvollen Neustart ermöglichten. Da kann man definitiv nur den Hut ziehen.

Dieses derart begünstigte Land Deutschland sollte sehr vorsichtig damit sein, eine Art Dominanz anderen Ländern gegenüber zu erzeugen und sich entsprechend zu verhalten, deren Karren bildlich vor der Wand steht. Mit vollem Bauch lässt sich hochmütig vom problemlosen Ertragen des Hungers reden und handeln.

Meine Sicht :

Austerität erzeugt nicht zwingend -oder wie auch immer- Prosperität. (Oder : Disziplin oder Strenge ist nicht unbedingt mit dem damit verbundenen Wohlstand einer Gesellschaft verbunden). Muss aber auch nicht marginal (nebensächlich) sein.

Hilfspakete an Griechenland sollten sinnvollerweise eine win/win – Situation erzeugen, indem sie an dringend durchzuführende, konsequente Reformen gebunden werden. Wie gesagt, konsequent und ohne ‚Daumenschrauben‘, die die Bevölkerung dramatisch leiden lässt. Das ist immer ein Nährboden für extreme, politische Randgruppen, deren Ziel immer das Aushebeln demokratischer Prinzipien ist. Wie das dann funktionieren kann, ist die eindeutige Aufgabe der Politik, in der sie ihre Kompetenz unter Beweis stellen kann und muss.

Es darf in keinster Weise in Kauf genommen werden, dass diese EU wieder in Nationalstaaten auseinander fällt. Nicht koste es, was es wolle … aber es darf tatsächlich nicht daran scheitern, dass Staaten wie Deutschland, die selber in einer absoluten Nehmersituation waren, lehrmeisterlich Bedingungen stellen, denen sie in ihrer damaligen Situation nicht ausgesetzt waren. Deutschland wurde geholfen und wieder auf die Beine gestellt – durch Vertrauen. Drohgebärden wie die des deutschen Finanzministers (Grexit auf Zeit) sind da absolut kontraproduktiv, ja aus meiner Sicht sogar unerträglich und ja … arrogant.

Es wird lange dauern (Jahre ?), bis in Griechenland die Gesellschaftsordnung funktionierend korrigiert ist, doch es wird sich lohnen. Dass das nicht billig sein wird, leuchtet sicherlich jedem ein. Es ist aber ein Schritt in die richtige Richtung, denkt man in Richtung Fiskalunion oder an eine föderalistisch ausgerichtete Staatenunion. Große Ziele, die nur erreichbar erscheinen, wenn die einzelnen Staaten mit auf diesen ‚Weg‘ genommen werden.

Das Schlüsselwort dabei ist : Transparenz. Und zwar der jeweiligen Bevölkerung gegenüber. Die Menschen müssen den Eindruck und die Wahrnehmung haben, dass sie mit einbezogen und gefragt werden, wenn schon mit ihrem erwirtschafteten Geld (Steuern) ein erheblicher Aufwand für Hilfe einer anderen Gesellschaft im Hause Europa bewegt und aufgewendet wird. Verhandlungen und Beschlüsse hinter verschlossenen Türen tragen nichts dazu bei, sondern erzeugen Misstrauen gegenüber Mandatsträger und das Selbstgefühl der Bürger, nur Stimmvolk zu sein. Mit Transparenz meine ich auch sogenannte Volksbefragungen mit dem bewussten Risiko des Einbezugs bildungsferner Teile der Bevölkerung. Das funktioniert, wie man in der Schweiz sehen kann.

Das so mühevoll aufgebaute, halbfertige Haus Europa braucht die vollherzige Unterstützung und Einbringung der Strippenzieher in Richtung Fertigstellung, also einer Fiskal- und Staatenunion, um tatsächlich eine Befriedung der Mitgliedsstaaten zu besiegeln. Das ist die höchste Priorität und Hauptdirektive, wenn auch die Schritte dahin mit harter Arbeit und mit Intelligenz ohne eigennützige Hintergedanken verbunden sind. … Ich habe den Eindruck, dass so eine Roadmap im Bewusstsein der Entscheidungsträger noch nicht ganz festgezurrt ist ! Das ist gefährlich und darf nicht durch Nationalstaatendenken ins Hintertreffen geraten ! Dann wird das was ……

Das ist die sinnvollste Ergänzung des Wortes ‚Hilfspaket‘.

Mein zweites literarisches Machwerk : ‚ Menschenhand ‚


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Bild: Das Buchcover

Mein zweites literarisches Machwerk : ‚ Menschenhand ‚

Dieses Buch gehört einfach in diese Kategorie, weil es ein eigenes ist. Genauer gesagt mein Zweites, mit dem ich mich in die Öffentlichkeit traue. Das war bereits im Jahre 2005. Ein Bestseller ist es auch nicht geworden. Nach zehn Jahren kann ich allerdings sagen, dass meine ursprüngliche Intention nicht der kommerzielle Erfolg war (und ist !), sondern tatsächlich das gute Gefühl, dass das überhaupt von jemandem gelesen wird. Bis heute habe ich nicht den Ansatz eines Bedarfes an Marketing, weil ich diese Art der Aufdrängung überhaupt nicht mag. Und das ist tatsächlich sehr ‚homogen‘ formuliert.

Mir geht es um die Botschaften in den einzelnen Gedichten und Geschichten. Zugegeben : So manches Gedicht darin sollte mindestens zwei Mal gelesen und reflektiert werden. Ebenso die eine und andere Geschichte. Ein, man könnte sagen ‚anstrengendes Werk‘. Kein Lesestoff für nebenbei und damit sicher auch nicht für jeden interessant. Ein Buch jenseits jeglichen Mainstreams, sofern man da den Plural akzeptieren kann.

Am Schluss gibt es dann eine Story (‚Laie‘), bei der so manch lesender Mensch das Ding zuklappen und denken oder sagen wird, dass der Autor ’nicht alle Tassen .. ……. …‘ . So einfach kann (nicht-)lesen sein. Nur .. Einige bleiben nachdenklich und fragend im Thema. Und genau das ist die Leserschaft, die in den Text hineinkriecht. Was will ich mehr …

An dieser Stelle poste ich mal ein charakteristisches Beispiel in Form meines Gedichtes ‚Pärchen‘, das in einige Anthologien Einzug fand. Auch hier lege ich Wert darauf, dass vor einer weiteren Verwendung mein Einverständnis eingeholt wird und belege es daher mit dem © .

Pärchen

Die emsig stetigen Begleiter
auf Weltenbühnes Menschenleiter
sind zwei, die bestens sich ergänzen
mit Macht und Ohnmacht billig glänzen
in kalter Brachialmanier
verschleiern sie die `Background-Gier´
sie herrschen absolut feudal
in Hohlköpfen – verdammt noch mal
sie schließen Bündnisse mit allen
die blind vor ihnen niederfallen
sie fürchten weder Tod noch Teufel
in Egozentrik ohne Zweifel
Wer ist denn nun besagtes Paar
im Outfit, wie es immer war ?
die grinsen als Realpopanz
es sind – Dummheit und Arroganz

***************

Noch‘ n Gedicht : (Buchrückseite)

Denken

Die eine Möglichkeit zu denken
ist wahllos sich Gedanken schenken
die kollektiv kanalisiert
berechnet und dann ausseziert
in ungeahnte Enge führt
als hätt‘ der Geist sie nie berührt

Die nächste Möglichkeit geschieht
wenn Enge in die Weite zieht…

Aus dem Blog „Veganverstand“ (s.link)


  1. Hier poste ich eine Ausarbeitung eines mir sehr gut bekannten Bloggers mit der Zielsetzung, dass so ein Gedankengut und so eine Arbeit nicht ausreichend gewürdigt in den Weiten des Netzes verschwindet. Der Beitrag ist zwar nicht mehr so ganz taufrisch, ist und bleibt aber absolut lesenswert  … für Veganer, Vegetarier oder solche, die es (hoffentlich) werden wollen.

(Nochmal ausdrücklich betont : Das ist nicht mein Text, sondern der des Bloggers Julius Morgenstern vom Blog „Veganverstand …   http://veganverstand.blogspot.de/

Sonntag, 6. April 2014

Metaperspektive: Über die aktuelle Rezeption der China Study.

Dieser eröffnende Blog-Eintrag nimmt Stellung zu der momentanen Internet-Debatte über die Auslegung der China Study Leider zeigt sich in aktuellen Youtube-Videos (1. Bsp.:  Re: Udo Pollmer – Die China Study – missbraucht für vegane Zwecke– 2. Bsp.: Die China Study – missbraucht für vegane Zwecke), wie anhand eines starren Empirismus versucht wird, Lebensweisen zu rechtfertigen oder zu diskreditieren. Da es für diese Debatte dutzende Beispiele gibt, möchte ich nur 3 Videos verlinken.

Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter in den Fakten der Studien herumstochern, sondern versuchen anhand eines persönlichen Gedankenkonvoluts eine Metaperspektive einzunehmen. Einerseits versuchen Freunde des Veganismus durch Zahlen ihre Lebensweise wissenschaftlich aufzuwerten, andererseits wird versucht über das Aufdecken von Interpretationsfehlern empirischer Studien durch Veganer, wie in diesem Falle der China Study, den Wert dieser Lebensweise herabzusetzen und als dogmatische Religion ohne Beweisgrundlage abzustempeln. Doch ist dies wirklich ein starres Dogma? Gibt es vielleicht Beweise außerhalb des empirischen Bereichs? Kann der gesunde Menschenverstand als Beweis dienen? Oder könnte man eher das Festhalten an einem unaufgeklärten und blinden Fleischkonsum als eine Art Religion ansehen, die bis an den Rand mit Dogmen gefüllt ist? Neben der starren empirischen Attitude zeigt sich darüber hinaus eine Haltung des persönlichen Erwachens oder einer Art Erleuchtung, die durch das Lesen eines empirisch begründeten Buchs illuminiert wurde (Bsp.: Christoph Maria Herbst über »China Study«). Ähnliche Extasen könnte man auf der anderen Seite anführen, worauf ich an dieser Stelle verzichten möchte. Ich finde es gut, wenn positive Gedanken, Lebenseinstellungen und Verhaltensweisen Menschen berühren, denn dies ist eine gesunde und offene menschliche Haltung, doch reicht der Glaube daran meiner Meinung nicht aus.

Also was stimmt nun? Wer hat Recht? Hat überhaupt jemand der Parteien Recht?
Ich denke das Hauptproblem liegt in dem eigentlichen Irrglauben und der Mode heutzutage alles mit passenden Zahlen beweisen und legitimieren zu wollen. Das funktioniert auch anscheinend leider nicht so gut, wie man es sich erwünscht. Nimmt man den Herren und Damen der aktuellen Debatte die empirischen Grundlagen weg, was passiert dann? Schaltet sich dann vielleicht bei einigen der gesunde Menschenverstand an? Beginnt an der Stelle ein aktiver Reflexionsprozess, oder ist er vielleicht gar nicht möglich? Wieso können Fakten nicht eindeutig sein?
Die Faktenlage und die Studie für eine vegane Lebensweise ist meiner Meinung nach schwierig, denn durch Lobbyarbeit der Fleischindustrie fällt es schwer Gelder für wirklich groß angelegte Studien zu bekommen, die eine vegane Lebensweise unterstützen, wie es zuhauf auf der Gegenseite passiert. Allein aus dieser Warte betrachtet ist die Ableitung des eigenen Handelns aus Studien im Bereich der Ernährung schwierig, da vielerseits die Interessen der Studienleitung oder der Personen, die solche Studien in Auftrag geben, im Ergebnis wiederzufinden sind. Nicht umsonst werden Studienergebnisse, die zuvor aufgestellte Hypothesen wiederlegt haben, nicht veröffentlicht, da man über das Ergebnis seine zuvor feststehende Meinung lediglich empirisch absichern wollte und dies nicht gelungen ist. Das ist leider schon öfter vorgekommen als es wahrscheinlich vielen Recht ist, nicht selten durch Druck der Lobbies, um die eigene Position aufrecht erhalten zu können. Da die Forschungsgelder allgemein knapp sind und die Zukunftsaussichten momentan keine Besserung versprechen, sind Wissenschaftler auf Gelder der Industrie angewiesen und wirklich unabhängige Studien sind daher in vielen Bereichen unmöglich oder rar gesäht. An dieser Stelle sei der gesunde Zweifel dadurch angeregt, dass die Fleischlobby in Deutschland und vielen anderen Ländern extrem stark ist und allein durch diese Tatsache größte Skepsis bestehen sollte. Nicht umsonst findet man viele Akteure der Fleischindustrie im Fußball und anderen im Überfluss Geld anhäufenden Wirtschaftszweigen wieder. Über den Zusammenhang unmoralischen Handelns dieser Akteure brauche ich spätestens nach dem aktuellen Steuerhinterziehungsskandal eines gewissen Managers nicht weiter einzugehen.

Spätestens seit Karl Popper, einem der berühmtesten Wissenschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts, wissen wir, dass es keine wissenschaftlichen Wahrheiten gibt. Wir können lediglich Hypothesen aufstellen, diese belegen und hoffen, dass sie so lange wie möglich nicht widerlegt werden, um unser wissenschaftliches Ego aufrecht zu erhalten. Wie würde dies besser gelingen, als über empirische Zahlen? Das Stützen auf Ergebnisse von Studien stellt aber eine große Einschränkung und leider oftmals eine unzulässige Vereinfachung der komplexen Welt dar. Wir müssen unseren Verstand selbst einschalten und unser Gewissen im Rousseau’schen Sinne nicht an belegbare Zahlen ‚ketten‘. Man sollte seinen eigenen Verstand selbst gebrauchen und sich fragen, was kann als objektiv gut angesehen werden? Wenn Zahlen diese eigenen Überlegungen bestätigen, ist es natürlich umso schöner. Hierbei wird das Belohnungszentrum im Hirn des Empirikers angesprochen, was allein aber nicht ausreicht. Im Universum gibt es dauerhaft leider nichts dauerhaftes. Unser Sonnensystem wird nicht dauerhaft existieren und wir selbst schon gar nicht. Ähnlich sieht es leider auch mit Zahlen aus.

Nun stellt sich die Frage, welcher Ansicht man sich in seinem Geiste als zugehörig fühlt? Einerseits den Verfechtern einer veganen Ernährungsweise oder andererseits den Verfächtern des Fleischkonsums? Da wir Nahrung aufnehmen müssen, muss sich jeder für eine der beiden Seiten entscheiden. Oder hat man vielleicht abgeschaltet und lässt sich passiv von Werbung, günstigen Angeboten und netten Verpackungen einfach in seiner Ernährungswiese treiben und bezieht sich dabei auf die Tradition, „so haben wir Menschen doch seit Jahrtausenden schon gelebt“. Letzteres ist meiner Beobachtung zufolge der Prototyp eines unmündigen Menschen, wie Kant ihn skizziert hat:
„Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
Die ‚Leitung‘ durch die Lebensmittelindustrie ist so schön einfach und außerdem kann die Werbung ja auch nicht komplett falsch sein, denken wahrscheinlich viele. Obwohl sie wahrscheinlich tief in sich drin eine skeptische Stimme hören, dass ihr Handeln falsch ist, ändern sie nichts, da die anderen es auch nicht tun. Gerade in Ernährungsfragen reagieren viele Menschen sehr empfindlich. Man fühlt sich extrem schnell angegriffen. Aber viele bleiben in diesem Bereich trotzdem gerne unmündig und ernähren sich einfach so wie ihre Umwelt. Das wird schon so passen. Der blinde Konsum industrieller Lebensmittel etc. zeigt dies deutlich. Man denkt lieber mit dem Gaumen als mit dem Kopf ohne Dinge mit natürlichem Geschmack je probiert zu haben. Daher erinnere ich an dieser Stelle an ein weiteres Zitat des genannten Königsberger Philosophen:
„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!‘ ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Setzt euch mit den Themen der Ernährung, den Lebensmitteln und ihren Inhaltsstoffen auseinander, um selbst entscheiden und selbst wissen zu können, was gut für euch ist! Wer dies neutral und faktenbasiert durchführt, kann nicht zu dem Schluss kommen, dass industrielle Lebensmittel und tierische Produkte für sich selbst, die Umwelt und die darunter leidenden Subjekte sein kann.
Um eigene Interessen durchzusetzen, wie es eine starke Fleischlobby aktuell vollzieht, setzt man auf die moderne Propaganda, die heutzutage Werbung genannt wird, und hofft so die Menschen für die eigenen Interessen als Konsument zu gewinnen. Hierbei ist ein unmündiger Mensch der perfekte Konsument. Vertraue uns und unseren Produkten, wir werden dir schon das passende liefern, dass du brauchst: „Bestes der Milch“ oder „Gutes vom Bauern“. Diese und ähnliche Slogans sind allen bekannt und das Unterbewusstsein wird durch Massenmedien und die ständigen Wiederholungen dieser Scheinwahrheiten manipuliert. Doch was ist dran? Brauchen wir wirklich unbedingt Studien um die Absichten dahinter zu erkennen und zu widerlegen? Ich denke diese sind nützlich, dürfen im Denkprozess aber nur eine sekundäre Stellung einnehmen. Zunächst muss man selbst feststellen und sich selbst informieren und kann diese gewonnenen Einsichten mit den Studien kritisch reflektieren und hinterfragen. Das benötigt aber Zeit und Geduld, denn es handelt sich um einen aktiven und langfristigen Prozess. Das ist nicht jeder bereit zu investieren. Leider in letzter Konsequenz zum Leidwesen anderer Lebewesen. Dazu sei der Königsberger Denker erneut zitiert:
„Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen.“

Wie dem auch sei, die negativen Auswirkungen des Konsums vieler tierischer Produkte lassen sich nicht ernsthaft schön reden. Der eigene Verstand sollte, wenn er sich in einem normal funktionierenden Zustand befindet, Argwohn bei dem Gedanken auslösen, dass Tiere, die mit einem zentralen Nervensystem ausgestattet sind, die wie wir Menschen einen Vater und eine Mutter haben, Schmerz, Trauer und Emotionen empfinden, für die menschliche Nahrung in unzumutbaren Zuständen ihre Zeit auf diesem Planeten absitzen müssen, um umgebracht zu werden und den Menschen ihre Kadaver als Nahrungslieferant zu überlassen. Außerdem ist es recht ekelerregend so etwas zu essen, da der Verwehsungsprozess direkt mit dem Tod eines Körpers eintritt. Auf den Einsatz von Pestiziden, Fungiziden, Antibiotika, Wasserverschwendung, Genfutter etc. möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst eingehen.
Neuerdings ist man sogar auf den Trichter gekommen, dass diese in Myriaden verspeisten Tiere gar nicht so dumm sein sollen, wie man dachte. Wer für diese Erkenntnis tatsächlich eine Studie benötigt, ist meiner Meinung nach einfach nur zu bedauern und hat eine zentrale menschliche Kompetenz in seinem Leben leider nicht erworben, nämlich die Verhaltensweisen und Reaktionen anderer Lebewesen zu verstehen.

Hierbei spielt die Natur eine wunderbare Rolle, denn durch passige Umstände und Nahrung wachsen die Nutztiere wie von alleine und benötigen nur eine gewisse ‚Wartung‘. Sie wissen nicht, dass sie nur als potienzielles Nahrungsmittel eine vom Menschen limitierte Lebenserwarung haben. Generell wurden sie durch die Domestizierung aus ihrer natürlichen Position entrückt. Würden sie sich vielleicht gegen das Wachsen des eigenen Körpers wehren oder demonstrieren wollen, wenn sie wüssten, nur als Nahrungsmittel ausgebeutet und am Ende dafür als Dank umgebracht zu werden? Man könnte dies annehmen, aber Tiere sind sich ihrer selbst und ihrer Position in diesem vom Menschen geschaffenen System nicht bewusst. Das wissen wir Menschen, nutzen dies gnadenlos aus um einen egoistischen Vorteil daraus zu ziehen und einige Minuten Gaumenfreude an einem zuvor real existierenden Leben zu finden. Ist das gerecht? Können wir dies allgemein wollen? Ist dies also eine allgemein gültige Moralvorstellung der Menschheit, die für jedes Lebewesen gewollt werden kann? Ich denke an diesem Punkt sollten im Überlegungsprozess zumindest Zweifel auftauchen.

Interessant ist die europäische Tendenz des freien Denkens, die ihre Wurzeln in der Tradition der Aufklärung des 18. Jahrhunderts hat. Damals versuchten die Aufklärer die Rechte des Individuums zu stärken, um ihm eine Mitbestimmung am Staat und individuelle Rechte zu ermöglichen. Jeder sollte prinzipiell gleiche Rechte und Chancen besitzen ohne durch einen Fürsten oder Glauben fremdbestimmt zu sein. Das Leben sollte anhand von rationalen und toleranten Handlungen gegenüber anderen zu einer Übereinkunft und demokratischen Strukturen führen. Mir fehlt in der geführten Diskussion die Berufung auf die fundamentale Vernunft und den Respekt oder zumindest die Toleranz dem anders Denkenden gegenüber. Eher ist eine Gehässigkeit und Abwiegelung der konträren Meinungen in den einzelnen Meinungen vorzufinden. Positiv ist lediglich zu sehen, dass sie öffentlich Gebrauch von ihrer Meinung machen, auch wenn über die Art und Weise dieses Gebrauchs gestritten werden kann. Zahlen dienen für beide Seiten anscheinend als Ersatzreligion, da man dem in die Mode gekommenden Empirismus bis auf das Verderben folgen möchte. Meiner Meinung nach wird diese spirituelle Neigung des Menschen den Parteien auf beiden Seiten zum Verhängnis. Hauptsächlich vernehme ich empirische Argumente oder Bekundungen, die einem Glaubensbekenntnis ähneln. Die Entscheidungen eines jeden einzelnen sind frei, lassen rational durchdacht aber nur einen Schluss zu …

Ich möchte mit diesem Blog-Eintrag keine neuen Fakten schaffen oder jede Nuance bis zum Ende analysen und interpretieren. Dies würde einerseits den Rahmen sprengen und wenig Diskussionsspielraum lassen. Über Kommentare freue ich mich selbstverständlich. Zumal dies der erste Blogeintrag ist. Es ist der erste Versuch eines blutigen Anfängers, der zum dogmenfreien Denken versucht anzuregen. Den hier zitierten Text Kants über „die Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ ist im folgenden verlinkt. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (bereitgestellt von der Uni Potsadam)

Antwort(en) auf meine email an Amnesty International


Meine email an Amnesty International wurde wie folgt beantwortet :

Sehr geehrter Herr Rohlfing,

vielen Dank für Ihre ausführliche eMail.
Dieser möchte ich zunächst unsere ausführliche Stellungnahme entgegenstellen, aus der Einzelheiten unserer Position besser verständlich werden:
https://www.amnesty.de/2015/8/13/position-zur-verantwortung-von-staaten-fuer-den-schutz-und-die-umsetzung-der-menschenrecht
Das Thema ist sehr komplex und der erhobene moralische Zeigefinger bringt den Betroffenen wenig. Auch in Ländern mit drakonischen Strafen findet Prostitution statt – aber durch die Gesetzeslage noch tiefer im Untergrund und ohne Schutz und Rechtssicherheit für die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter.
Wir sind mit der Resolution gerade am Anfang, viele Details müssen noch ausdiskutiert werden – und hier haben Sie als Mitglied ja ein Mitspracherecht, z.B. auf der nächsten Jahresversammlung der deutschen Sektion (Pfingsten).

Beste Grüße,

xxxxxx xxxxxxx

Mein kurzes Statement zur obigen Antwort :

Liebe xxxxxxx xxxxxxx,

Vielen Dank für die Antwort.

unsere ausführliche Stellungnahme entgegenstellen,

Das habe ich ausführlich getan .. und zwar vor meiner email.

der erhobene moralische Zeigefinger bringt den Betroffenen wenig.

Solche Hinweise waren nur Teil meiner Argumentation. Entscheidend ist u.a. die zu befürchtende Legalisierung potentieller, krimineller Handlungen, die dann keine mehr wären. Ob das den Prostituierten zugute kommt, wage ich nicht nur zu bezweifeln. Das hat mit ‚moralischem Zeigefinger‘ nicht mehr zutun.

Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter…

Die Bezeichnung mag realistisch sein … verharmlost aber den menschenverachtenden Hintergrund und stellt das auf den Level moralisch nicht oder weniger anrüchiger Arbeit.

hier haben Sie als Mitglied ja ein Mitspracherecht, z.B. auf der nächsten Jahresversammlung der deutschen Sektion (Pfingsten).

In welchem Jahr ?
Leider stelle ich fest, dass ai den eingeschlagenen Kurs beibehält. Dann geht es wohl doch für mich in die Richtung
einer anderen Organisation. Eine solche ‚Entwicklung‘ hätte ich noch vor einer Woche absolut ausgeschlossen.
Ich werde nicht der Einzige sein … Mein geliebtes ‚Amnesty International‘ verspielt gerade seine Grund- oder Kernkompetenz
in Sachen Glaubwürdigkeit und ………..
Freundliche Grüße
Joachim Rohlfing

Email an Amnesty International zum Thema : ‚Prostitution‘


Hi,

mit Entsetzen habe ich heute in der ‚Süddeutschen‘ einen Artikel darüber gelesen, dass ‚ai‘ prinzipiell die Prostitution freigegeben sehen möchte … und wie sich der Nachklang anhört – das auch zielorientiert beabsichtigt.

Als Amnesty-Mitglied erschließt es sich mir nicht, dass (m)eine Organisation das (von mir hier frei interpretierte) Menschenrecht auf Schutz vor  Ausbeutung und Missachtung der Individualität (ob gegenseitiges Einverständnis oder nicht ..) in derart unglücklicher Weise fehlinterpretiert
und offensichtlich deutlich empirischen Daten vertraut, also messbaren ‚Dingen‘.
Menschen, ob Männer oder Frauen, mit Geld für sexuelle Aktivitäten zu bezahlen, entbehrt jeglicher Empathie dem jeweils Anderen gegenüber und ist eine prinzipielle Ausbeutung – körperlich und seelisch. Was schreibe ich in meinen urgent actions : ‚…  und führt zur Verrohung der  beteiligten Personen.‘ Ein Quäntchen weitergedacht .. und schon ist die Parallele da. Hemmschwellen sinken und die sogenannte Sex-Szene mit all ihren Begleitfacetten, Drogen usw., wird aus der Grauzone völlig legal in die ‚grüne‘ Zone gelassen.
Eine Freigabe der Prostitution samt Zuhälter kann eine Fördermaßnahme in Richtung Verharmlosung und Förderung der ‚organisierten Kriminalität‘ sein, die dann in dem Konsens ja keine solche mehr wäre und völlig befreit ‚aufschlagen‘ könnte. Das wäre ein Etappensieg der Empathielosigkeit und niederfrequenten Arroganz derer, die jetzt noch einigermaßen im Zaume gehalten werden (können).
Der Amnesty-Gedanke ist diskutabel, sollte aber die genannten Aspekte nicht ausschließen.
Beschreitet Amnesty diesen gedachten Weg, dann denke ich ersthaft über einen Austritt nach. Das wären dann faktisch wieder einige Hundert urgent actions weniger.
Die Prostitution war und ist  für mich als Mensch nicht nachvollziehbar, wurde von mir bislang bei jeder Diskussion darüber mit eindeutigem Unverständnis bedient, und das wird auch so bleiben. Es wäre für mich ein echter Gau, wenn die Menschenrechtsorganisation meines bisherigen Vertrauens sich thematisch in eine derartige Sackgasse begibt, in die ich ihr dann nicht mehr folge.
Diesen Text poste ich in meinem Blog ‚Joachim Rohlfings Blog‘ (über www.joachim-rohlfing.de erreichbar)
Beste Grüße
Joachim Rohlfing