Wie fühlen sich Menschen, die in ihrem Ursprungsland alles aufgeben, um weiterleben zu können ? Die in eine völlig andere Umgebung, in ein ebenso unbekanntes Land mit einer für sie unverständlichen Sprache fliehen ? Die sich und ihre Familien und nahestehenden Menschen in Sicherheit bringen wollen ? Die raus wollen aus dem Irrsinn von Gewalt, Menschenverachtung .. raus aus dem Kriegsgebiet, das ihre Heimat war. Ihre Heimat … terrorisiert von Monstern, die vor nichts Halt machen. Nicht vor Menschenleben oder vor dem, was sie besitzen. Ich nehme als Beispiel Syrien und Irak. Volksgruppen wie die Yesiden wurden und werden gnadenlos verfolgt, regelrecht versklavt; die Frauen vergewaltigt, verkauft und damit maximal gedemütigt oder in einer Weise getötet, die jegliche Vorstellung sprengt. Allein die Erkenntnis, dass Menschen die Strapazen und traumarisiert sogar den Verlust des eigenen Lebens riskieren und dafür auch noch bezahlen, lässt erahnen, was da abgeht. Aber auch nur erahnen …
‚Diese‘ Menschen haben es dann geschafft, auf einem kaum oder nicht mehr seetüchtigen Schiff über das Mittelmeer zu gelangen oder auf dem Mittelmeer in schier hoffnungsloser Lage gerettet zu werden oder auf welche Weise auch immer … und erleben dann, dass sie vor riesigen Zäunen stehen und erkennen müssen, dass sie nicht willkommen sind, ja sogar mit Gewalt zurückgedrängt werden. Trotzdem wird das Risiko immer wieder eingegangen, in der verzweifelten Hoffnung, dass es ja doch klappen könnte, ein Land zu erreichen, in dem die Menschenrechte der Bedeutung des Wortes relativ nahe kommen – zum Beispiel Deutschland.
In dem Fall, dass sie dieses Land Deutschland erreichen und nun alles zum Besten wird, erleben sie die Zwiespältigkeit dieses Landes. Auf der einen Seite eine positive Willkommenskultur, die sich in Hilfe darstellt und … auf der anderen Seite das krasse Gegenteil. Niederfrequente Hohlköpfigkeit, die sich nicht nur in (Hass-)Parolen manifestiert, sondern in dem, was Flüchtlinge kennen und nicht dachten, hier wiederzutreffen : Ablehnung und dumpfe Gewalt in den hässlichsten Facetten. Sie sind in einem der reichsten Länder dieses Planeten und sehen, dass auch in einer solchen Gesellschaft die primitivsten Abgründe der Seele eine Nische gefunden haben und auf ihre Chance warten. Was dann in einer traumatisierten Seele vor sich geht, muss das blanke Grauen sein …
Hier darf ich die Talkshows nicht vergessen, in denen die Besserwisser und alles ‚Gutreder/innen‘ (norddeutsch : ‚Glattsnacker‘) sitzen und krähen, dass ja nur die jeweils andere Partei schuld ist .. natürlich an Allem. Selber hätte man natürlich alles anders und auf jeden Fall intelligenter und damit besser gemacht. Das noch zu kommentieren erzeugt die Gefahr, einer solchen Denkweise auch noch den roten Teppich auszurollen, in der Inhalte und Argumentationen in einer empathiearmen Zone landen. Was heißt das ? Ein Esel ist ein hübsches Tier, doch wenn er auf’s Glatteis gerät, dann macht auch er eine komische Figur. (Das Beispiel hinkt .. wie jedes). Hier rede ich nicht gegen öffentliche Diskussionen, die ein Kern der grundgesetzlich verankerten, freien Meinungsäußerung darstellen, sondern von dem Problem, wie sie geführt werden und wer auf wen losgelassen wird. Eine Diskussion über die hier behandelte Problematik ‚Flüchtlinge‘ sollte ein konstruktiver Vergleich zwischen unterschiedlichen Ansichten mit dem Versuch eines ebensolchen Ergebnisses im Sinne eines ‚kleinsten, gemeinsamen Vielfachen‘ (Minimalkonsens) sein und keine Redeschlacht, in der der rhetorisch besser Geschulte und Lauteste auch noch das letzte Wort hat.
Fazit : Allgemeiner Konsens in diesem Lande sollte sein, dass Menschen, die nicht nur Deutschland, sondern europäisches Land betreten, menschenwürdig behandelt werden. Die einzelnen Länder haben dafür Sorge zu tragen, dass das uneingeschränkt der Fall ist ! Das war und ist die unmissverständliche Aufgabe der Politik. Offensichtlich geht das wohl nicht ohne ein konkretes ‚Einwanderungsgesetz‘ für die europäischen Länder, um das sich keines der Länder herummogeln kann. Das wäre schon einmal eine klare Linie – eine Direktive, ohne Geschwafel und den Vorrang von Länderegoismen. Das zu konkretisieren und festzuzurren hätte Leuchtturmcharakter. Bänke, auf die etwas geschoben werden soll oder kann, müssen nicht zwingend lang sein, wenn es um jeden einzelnen Menschen geht, der Hilfe braucht !
Warum schreibe ich das hier :
Meine Eltern, meine Geschwister und ich waren selber Flüchtlinge, die im westlichen Teil dieses Landes (bei Verwandten) in beispiellos selbstloser Weise aufgenommen und versorgt wurden, bis wir eine eigene (Miets-) Wohnung beziehen konnten. Am eigenen Leibe habe ich damals erfahren, was es heißt, der ‚Flüchtlingsjunge‘ zu sein. Mir ist bewusst, dass der Vergleich zu den aktuellen Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten tatsächlich hinkt, weil wir damals recht abgepolstert in die neue Situation fielen. Meine Herkunftsfamilie hat sich sehr schnell integriert und gehörte nach einiger Zeit einfach dazu. Das war sehr schnell möglich, da keine sprachlichen Barrieren zu überwinden waren.
Die Sprache ist das A und O, um eine Integration erfolgreich werden zu lassen. Zu uns in dieses Land kommende, anderssprachliche Menschen sollten konzentriert in die Landessprache ‚Deutsch‘ eingeführt werden. Die Fördermittel dafür wären bestens angelegt.
Abschließend noch ein Zitat von Marie Curie :
> Durch gemeinsame Kenntnis voneinander verliert das Fremde sein Gesicht <