L E S E R B R I E F
Artikel „Jägerschaft zieht Bilanz und ehrt Mitglieder“ (Mai 2006)
Dieser Artikel entlarvt – gewollt oder ungewollt – die ‚Logik’ eines vermeintlich gerechtfertigten Tierschutzes durch die Hege und Pflege der Jägerschaft. Die weiß sich in absolut trockenen Tüchern bei so viel Politprominenz und deren Grußworten und Bauchpinseleien. Bürgermeister, Umweltdezernent und gar Bundestagsabgeordneter; was kann da schon anrüchig sein? Müssen da aus deren Sicht nicht die Jagdgegner endlich begreifen, auf dem falschen Hochsitz zu hocken!? Und dann wird auch noch der Ministerpräsident kompetent sein Statement zur Abschaffung der Jagdsteuer auf dem Landesjägertag abdrücken. Motto: Schaut her ihr albernen Figuren von Tierschützer, wir zeigen euch, wo die Flinte hängt!
Und worum geht es tatsächlich ?
Allein die Tatsache der gesetzlichen und damit staatlichen Legitimierung des Massenmordes an Tieren unter dem Schleier des Tier- und Naturschutzes widerspricht der Vorstellung einer Aussicht auf friedliche Koexistenz des ‚denkenden Menschens des 21. Jahrhunderts’ mit Flora und Fauna der restlichen Schöpfung. Dieser Gedanke setzt das Akzeptieren einer mit uns Menschen nicht vergleichbaren schöpferischen Intelligenz (Gott / Allah o.ä) voraus. In der Gebrauchsanweisung für den Christenmenschen (Bibel) z.B ist der Imperatif „du sollst nicht töten“ angesagt. Also nicht nur auf den Menschen beschränkt! Das lässt sich mit unseren fünf Sinnen begreifen, doch – die schöpferische Intelligenz verfügt zweifelsfrei über einige Sinne mehr. Anhand dieser Aussage kommt doch ein merkwürdiges Magengefühl auf bei der Vorstellung, welche Reaktion wohl die permanente Missachtung der Anweisung nach sich ziehen könnte, wenn das sogenannte ‚Maß’ voll ist!? Und dann?
Der Bundestagsabgeordnete stellt klar, dass das Jagdrecht ‚auf gleicher Höhe wie das Tierschutz- und Naturschutzgesetz’ bleibe. Legalisierte, praktizierte Gewalt in ihrer ganzen Abscheulichkeit auf Augenhöhe mit dem Begriff ‚Tierschutz’ ? Der Zynismus wird vielleicht nicht als solcher von provinzreduzierten ‚Mini-George-Bushs’ empfunden – wohl aber von Menschen, denen die Vorstellung von Volksvertretern mit solch grobschnittigem Vertretungsanspruch unerträglich ist. Ich möchte klargestellt sehen, dass dieses eine überparteiliche Aussage ist.
Wie angepasst oder abgekocht muss ein Seelenleben sein, das die Daseinsberechtigung schwächerer und nicht mit ‚Kalkül’ ausgestatteter Existenzen nicht einmal zur Kenntnis nimmt – geschweige denn, dafür Partei ergreift!?
Die Aussage, dass „Tiermord qualitativ gleich Menschenmord“ ist, kann eine Messlatte für Andersdenkende sein, die zumindest zum Sprungversuch einlädt. Die Landung nach dem ‚Überspringen’ würde in einer dann gewaltfreieren Gesellschaft den Irrsinn der Ignoranz in diesem Zusammenhang hinter sich wissen und die Tiermörder ‚wegdenken’.
©Joachim Rohlfing