9. „Kormorane geraten immer mehr ins Fadenkreuz“…


L E S E R B R I E F

Artikel „Kormorane geraten immer mehr ins Fadenkreuz“, MT v. 03.05.2008

Es ist an Deutlichkeit kaum zu überbieten, was eine penetrant hartnäckige Lobbyarbeit erreicht. Menschen, die es als Sport ansehen, Fische auf spitze Widerhaken beißen zu lassen, aus ihrem Element zu ziehen, zu entseelen usw., können sich immer wieder darauf verlassen, ihre Egomanie auf Kosten schwächeren Lebens unter dem entlarvend geschlossenen Mantel des regulativen Naturschutzes zu verbergen. Die Berufsfischerei fürchtet um Euro und Tonne. Vergrämungsaktionen mit Lärm und Lichtkanonen, die die brütenden Tiere stundenlang von ihren Nestern fern halten, um die Gelege kalt werden zu lassen und – wenn das alles nicht hilft – natürlich Abschüsse durch Jäger. Also neidisches Eigeninteresse vor Leben – oder das bissige Gedränge vor dem Fressnapf ?  Wie armselig und kleingeistig intolerant ist es, den Kormoran als Feind zu betrachten. Der Profitzwang der Fischerei und der Spaßfaktor der Angler haben zumindest in Naturschutzgebieten absolut nichts zu suchen.  

Die ethische Sicht kommt gänzlich zu kurz. Warum müssen sich Tierschützer als Spinner, Gefühlsduseler usw. bezeichnen lassen, wenn sie anprangern, dass Kormorane in beschriebener Weise von ihren Nestern vertrieben werden, solange noch kein Jungtier geschlüpft ist. Ist aber das eingetreten, setzt die Hemmschwelle ein und schlagartig greift dann das Tierschutzgesetz. Im ungeschlüpften Zustand kein schützenswertes Leben – im geschlüpften, sichtbaren Zustand niedlich und der Hege bedürfend, bis das Tier erwachsen ist, um dann wieder als Schädling vergrämt oder nach Görings Jagdgersetz vorsätzlich ermordet zu werden. Diese Pseudologik ist keinem mitdenkenden Zeitgenossen vermittelbar. Die Stimmen gegen diesen Irrsinn müssen lauter werden – noch lauter …

©Joachim Rohlfing