Apple – User … gestern und heute …


Apple – User  …  gestern und heute …

1996 kam der erste Mac unter mein Dach. Das Logo, ein kleiner, regenbogenfarbiger, angebissener Apfel zierte den Performa 5200 mit 75 Mhz und 40 MB RAM. (funktioniert immer noch !)

Bildschirmfoto 2015-07-06 um 20.24.06
Foto privat : Performa 5200

Ein Nischenprodukt zweifellos. Der Versuch einer Befreiung aus der Dos/Win- Welt. Und was für eine Befreiung … Ein GUI (graphical unit interface .. also sinngemäß grafische Bedieneroberfläche), das dem Namen gerecht wurde. Das hatte etwas Elitäres. Im Vergleich zu DOS- und später Windows (3.1) -Rechnern so gut wie keine Abstürze. Diese Zuverlässigkeit schätzte die ‚kreative Welt‘ der Grafiker, Werber, Audio- und Filmemacher usw.. Ein Mac war das Arbeitstier schlechthin, das eben zuverlässig war und auch dabei noch sehr ansprechend aussah. Keine graue Kiste, sondern knuddelig und irgendwie niedlich. Und genau das alles hatte seinen buchstäblichen Preis. Sie waren teuer – sehr teuer. Eine Grundvoraussetzung dafür, kein richtiges Massenprodukt zu werden oder zu sein. War es faktisch auch nicht zu der Zeit. Jobs und Ive waren angeblich damals wochenlang damit beschäftigt, über die farbliche Gestaltung von Teilen des Innenlebens zu sinnieren und zu entscheiden. Teile, die maximal ein Techniker später zu sehen bekam. Das Produkt sollte eben nicht nur außen sondern auch innen so ansprechend wie irgend möglich sein.

Ein Mac war also etwas Besonderes. Interessenten, die die finanzielle Investition nicht abschreckte und/oder die einen entscheidenden Wert auf Zuverlässigkeit legten, wurden zu treuen Kunden. Da hatte sich eine sich elitär fühlende Klientel herausgebildet, die den Versuch unternahm, die grauen Win-Kisten nicht einmal wahrzunehmen. Man könnte das auch Arroganz nennen. Das Gefühl, einen Mac zu besitzen und damit arbeiten zu ‚dürfen‘, erzeugte ein ‚Nase-hoch-Gefühl‘ gegenüber der breiten Masse der ‚Kompromissler‘.

Apple hat es immer verstanden, sich ikonenhaft, detailverliebt und elitär darzustellen. Aus der Sicht der breiten Masse waren das die arroganten Spinner. Eine Voraussetzung für Innovation ? Wenn der ‚Markt‘ das zulässt – dann ja. Hier will ich nicht die Irrwege der Firmenpolitik Apples breittreten, die einschlägig nachzulesen sind, doch … erkennbar wird auch hier, wohin eine zu hoch getragene Nase führen kann. Im Falle Apples war es der Fastruin. Da lagen wieder einmal Wahnsinn und Genie dicht beieinander. Z.B. der viel zu früh auf den Markt geworfene PDA ‚Newton Message Pad‘. Ein Produkt, dass seiner Zeit und Jahrzehnte voraus war. Nur … es wurde regelrecht großkotzig viel zu früh für einen festgesetzten Zeitpunkt angekündigt und damit die Entwickler unter einen nahezu unmenschlichen Druck gesetzt. Fazit : Das Produkt wurde für den User unausgereift auf den Markt geworfen nach dem Motto : Was von uns kommt, kann nur gut sein und wird automatisch besser. Das war unverantwortlich ! Der Newton scheiterte, obwohl er in den weiterentwickelten Serien mit dem Message Pad 2100 eine Reife erlangte, die in einigen Bereichen noch heute unerreicht ist. Gemeint sind das Batteriemanagement, die Handschrifterkennung, das echte Multitasking, die Interaktion der Soups (apps), der Assistent, die Kalender-app ‚Time Trax‘, die Bedienung mit einem Stylus (oder dem Fingernagel) usw.. Aus heutiger Sicht ist die Hardware zu klobig und schwer, der Bildschirm nicht mehr zumutbar, wenn man iPhone und iPad dagegen sieht. Berücksichtigt man allerdings den Zeitfaktor der Geräte und die dahinterstehende Philosophie, dann entlarvt sich die Richtung, welche Zielgruppen erreicht werden sollten und sollen. Der Newton war als Standalonegerät konzipiert und auch so einsetzbar. Bei den ‚i‘- Geräten nicht ! Apple will ja schließlich auch noch andere Produkte verkaufen.

Den Newton nutze ich heute noch oder besser … immer intensiver. Und das seit dem Jahre 2001. Solche Produkte mit einer solchen Haltbarkeit und Nachhaltigkeit passen nicht mehr in die ‚Schnelllebigkeit‘ des Jahres 2015.

Nicht nur dieses -für mich- immer noch kleine Gerät ‚Newton‘ wurde auf Langlebigkeit ausgelegt. sondern auffällig die alten und älteren Produkte Apples, die vor Herausgabe ausgiebig vom Hersteller getestet wurden und nicht, wie heute, offensichtlich der Endverbraucher die letzten Testphasen zu übernehmen hat. Anders lassen sich doch nicht die ständig auftretenden Mängel ganzer Serien erklären. Hitzeprobleme, Akkuprobleme, Verformungen, Grafikkartenprobleme und so weiter, usw.. Bei den Preisen der Produkte und den Gewinnmargen …

Noch ein Beispiel : Apple brachte im Jahre 2000 ein Notebook auf den Markt, das userfreundlicher kaum sein konnte und kann. Das Powerbook G3, Codename ‚Pismo‘.

Ohne Werkzeug lässt sich die Tastatur hochklappen, die Steckverbindung abziehen und siehe da : Schon hat der Anwender Zugang zu allen Komponenten des Rechners. Ein solcher Anwender kann ohne Weiteres nahezu sämtliche ‚Teile‘ des Innenlebens austauschen, erweitern .. also reparieren. Des Weiteren sind durch zwei mechanische Hebel sowohl der Akku als auch das optische Laufwerk einfach herausschiebbar. Im rechten Einschubschacht lässt sich ein zweiter Akku ‚hot-swappable‘ einstecken oder das optische Laufwerk verwenden, ohne den Rechner vor dem Wechsel auszuschalten. Da stürzt nichts ab ! Mit zwei aktuellen Akkus kann eine netzunabhängige Laufzeit von 10-12 Stunden erreicht werden !

Pismo
Foto privat : Powerbook G3 Pismo

Mit diesem Gerät wurde bewiesen, dass ein Notebook so zu bauen ist, dass Nachhaltigkeit und Userfreundlichkeit realisierbar sind. Das hat es mal gegeben ! Mein 17″ Macbook pro von 2010 ist zwar erheblich schneller im Netz und bei der Bildbearbeitung usw., doch solch wünschenswerte  Möglichkeiten bietet es nicht annähernd. Nicht mal einen Akkutausch, der prinzipiell von nahezu jedem Anwender durchführbar ist, wenn der Akku nicht verklebt wäre. iFixit zeigt allerdings, dass auch das möglich ist, u.a. weil die Garantiezeit bei dem Modell längst abgelaufen ist. Was für ein Aufwand. Leichter, dünner ist die Devise. Alles auf Kosten des Anwenders, für den ein solcher ‚Fortschritt‘ vergleichsweise zweitrangig sein kann, wenn er nur die Möglichkeit hätte, selber Hand an sein teures Gerät zu legen und nicht bei jeder Gelegenheit in den Store und zu einem autorisierten Händler rennen, gehen muss – natürlich mit entsprechenden (vermeidbaren) Folgekosten. Doch .. eine Option ergibt sich dann noch für einen solchen Anwender, dass er gesagt bekommt, dass die Reparatur (z.B. Motherboard, Grafikkarte etc.) im Vergleich zum Erwerb eines Neugerätes in einem ungünstigen Verhältnis steht. Ergebnis : Der Fehler könnte ja wiederkehren und die Probleme mit dem ‚alten‘ Gerät wiederholen sich … also kauft er/sie ein Neues ! Hinterlistig, wer da ein Kalkül des Herstellers vermutet !? Als Testperson in der Endphase der Produktentwicklung steht dann der Kunde mittelfristig wieder da und hat merkwürdigerweise wieder irgendein Problem mit irgendeinem Bauteil seines neuen, teuren Gerätes.

Pismo.
Foto privat : Powerbook G3 Pismo

Mein 500 MHz.-Powerbook Pismo mit 1 GB RAM  ist im Jahre 2015 genau 15 Jahre alt und ist im täglichen Gebrauch.

Die Tastatur ist für Vielschreiber eine regelrechte Einladung zum Arbeiten. Für Ästheten : Das geschwungene Design im tiefen Schwarz ist unerreicht ansprechend (meine ich ..). Es muss für Apple wie ein Hohn klingen, wenn ich hier sage, dass all die genannten Vorteile der Vergangenheit angehören.

Drei Geräte der Firma Apple haben mich tatsächlich und nachhaltig beeindruckt :

– der Cube (leider nie besessen !)

– der Newton (im täglichen Gebrauch)

– das Powerbook G3 Pismo (im täglichen Gebrauch)

Und die i-Geräte ? Sie sind beeindruckend und prägend zugleich. Für mich mit dem Ergebnis, dass ich nach und nach z.B. meine iPads weitergereicht habe. Ein iPhone habe ich nie besessen und werde es wohl auch nicht besitzen wollen.

Bin ich damit altmodisch und hechele den ‚alten‘ Zeiten nach ? Ich denke nicht, denn in meiner Hosentasche steckt ein Smartphone. Welches ?

->   ein Blackberry Passport  (aus dem Jahre 2015) !

Das klingt nach Abtrünnigkeit vom Apfel. Tja … Der von Apple eingeschlagenen Firmenpolitik folge ich nicht (mehr). Deren Verkaufszahlen steigen und steigen. Immer mehr Konsumenten werden regelrecht angefüttert durch das Vermitteln eines ‚Community-Gefühles‘. Aus dem eingangs Gesagten lässt sich schließen, dass Apple aus Erfahrung diesen Mechanismus beherrscht. Das Marketing ist extrem effektiv. Da wird angeblich versehentlich ein iPhone in einer Lokalität ‚vergessen‘, dass nicht dem aktuellen Modell entspricht … und schon setzt die Spekulation über ein neues Modell ein. Und zwar so heftig, dass es in die Schlagzeilen gerät. Ein angebliches Versehen eines Apple-Mitarbeiters ? Eine solche Werbung ist dann auch noch kostenlos. Hut ab .. das ist geschickt.

Apple sollte sich nicht nahezu bedingungslos darauf konzentrieren, alles kleiner, dünner und leichter zu machen, sondern sich wieder der Usability der Produkte zuwenden. Dem Gehäuse eines Macbook (pro) einige Millimeter mehr Volumen zu geben, wäre so ein Fall. Das Mehr an Gehäuse für mehr Akkuvolumen würde den Anwendern sicherlich entgegenkommen, wenn dabei eine ein-oder zweistündige Steigerung der Akkuleistung herauskommen würde, statt der Prahlerei mit einer weiteren Reduzierung um ein oder zwei Millimeter der Gehäusedicke.

Quo vadis – Apple ?