1. „ Braten ohne Gewissensbisse “…


L E S E R B R I E F

Betr.: Leserbrief zum Artikel „ Braten ohne Gewissensbisse “ ( MT vom  01.12.2004 )

Beim Lesen des im Betreff genannten Leserbriefes lief es mir eiskalt den ‚Menschenrücken‘ herunter. Der Verfasser spricht von einer `Treibjagd´ , als sei das eine der natürlichsten Selbstverständlichkeiten. Die Treibjagd ist eine Jagd, bei der das Wild in Richtung auf die Jäger getrieben wird. Stimmt der Abstand, darf zur ‚Strecke‘ gebracht werden. Das ist praktische Waidmannsethik. Brutaler und eiskalter geht es wohl kaum.

Bei dem treibgejagten Wild handelt es sich nicht um Scheiben oder sonstige Abbildungen, sondern um in Panik um ihr Leben laufende Tiere, denen ihr ‚Erschießungskommando‘ bereits auflauert! Darin sehe ich die Parallele zur Aussage des Gemäldes „Die Erschießung der Aufständischen“ von Francisco de Goya.

Der Verfasser schreibt, dass es letztlich keine Rolle spielt, ‚ob ein Tier von einem Metzger geschlachtet oder von einem Jäger erlegt wurde‘. Wie muss man drauf sein, um die Lebensberechtigung von beseelten, fühlenden Lebewesen derart zu ignorieren? 

Wenn die Würde des Menschen unantastbar ist, dann ist die Würde des Tieres … unfassbar …!

Tausende von Tonnen Wildbret ‚müssen‘ importiert werden, um den hohen Weihnachtsbedarf zu decken. Dann leistet die Jägerschaft also einen Beitrag zur Verringerung der Importkosten? Das Blut und die Kadaver einer „Strecke“ als gemeinnützige Notwendigkeit..? 

Der ’schmackhafte Rehrücken‘ als Weihnachtsbraten  –  waidmännischer Tierschutz, den Jäger auch Bestandsschutz nennen. Die pflegerische Reduktion zahlenmäßig zu hoch gewordener Wildpopulationen als Rechtfertigung für Treibjagden, Einzelabschüsse usw..

Ein wirklich konsequenter, vertretbarer Standpunkt des Tierschutzes ist wohl dann erst zu gewinnen, wenn die Menschheit (incl. Jäger) sich dazu entschließen wird, das Töten und Essen der Tiere aufzugeben. Die Tiere sind kein Rohstoff, keine Lebensmittel für uns Menschen. Ich sehe in den Tieren unsere älteren Schwestern und Brüder. Der Schöpfer hatte sie (gem.Bibel) schon vor den Menschen kreiert und nicht als Nahrung für diesen vorgesehen (Genesis 1:29). Warum wird diese klare Ansage ignoriert ?  Ich sehe meine Denkweise in der Aussage Leonardo da Vincis bestätigt, der bereits im 15. Jahrhundert eine Zeit voraussagte, in der die Tiermörder mit gleichen Augen betrachtet werden wie jetzt die Menschenmörder. 

Solange es Treibjagden, auf Distanz zum Konsumenten gehaltene Schlachthäuser und dergleichen gibt, werden wie ich oder ähnlich denkende Menschen noch etwas warten müssen. ( Und es werden immer mehr …!)

©Joachim Rohlfing

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3 Kommentare zu „1. „ Braten ohne Gewissensbisse “…

    1. Es folgt die ganze Serie meiner öffentlichen Äußerungen zu dem Thema. Obwohl es da ‚grenzwertige‘ Reaktionen gab, wiederhole das Ganze nochmals, weil es eines meiner absoluten Anliegen ist – egal, wie sich Andersdenkende verhalten. Ein angenehmes Wochenende für Dich. J.

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